Sie bemühten sich, erarbeiteten sich in der zweiten Halbzeit einige Torchancen, spielten 20 Minuten sogar in Überzahl, doch zum Zweitliga-Rückrundenstart mussten sich die Profis des FC Schalke 04 bei Eintracht Braunschweig mit einem 0:0 zufrieden geben. Es waren zwei verlorene Punkte für die Königsblauen, die sich vorwerfen müssen, die erste Hälfte verschlafen und ihre Chancen nicht genutzt zu haben. Vor allem Torjäger Moussa Sylla hatte keinen guten Tag.
Die Teams hatten sich im Winter für unterschiedliche Strategien entschieden. Die Eintracht blieb in Braunschweig, bereitete sich im winterlichen und zeitweise schneereichen Niedersachsen vor, Schalke flog acht Tage lang ins sonnige Belek in der Türkei. Beide Teams gewannen zwei Testspiele souverän, beide Trainer gaben an, sich „vernünftig“ auf das Spiel vorbereitet zu haben.
Doch ob Schnee oder Sonne, Winter oder Mittelmeer-Luft: In der ersten Halbzeit war zwischen den Teams kein Leistungsunterschied erkennbar. Das ist die freundliche Umschreibung der ersten 45 Minuten. Die weniger freundliche: Es war ein langweiliges Spiel voller Fouls und Nickeligkeiten, ohne schöne Kombination und fast ohne Torszene. Selbst wenn beide Mannschaften den U13-Keeper ins Tor gestellt hätten, wäre das Pausenergebnis 0:0 gewesen.
Den Schalkern gelang es zu keiner Zeit, ihren offensiven Dezember-Rhythmus zu finden. Dirigent Paul Seguin ließ sich fallen wie immer, wurde aber von den Braunschweiger fast kaltgestellt und hatte selbst nicht den besten Tag. Schalkes Torjäger Moussa Sylla und Kenan Karaman bekamen nur selten einen gescheiten Pass zugespielt, beispielhaft für Schalkes grauenvolle Offensivleistung war eine Aktion in der 39. Minute, als es S04 einmal gelungen war, Mehmet Can Aydin auf der rechten Seite freizuspielen. Aydins Flanke aber flog hinter das Eintracht-Tor. Weitere Schüsse? Derry Murkin (2.) schoss vorbei, Karaman drüber (29.) und der Versuch von Christopher Antwi-Adjei wurde geblockt (8.).
Die Braunschweiger, vor der Winterpause fünfmal in Folge sieglos und vier Spiele sogar torlos, wirkten etwas aktiver, als der nicht immer souveräne Schiedsrichter Florian Lechner zur Pause bat, gab es von den Eintracht-Fans sogar Applaus. Doch eine große Chance hatte auch der Vorletzte nicht. Levente Szabo köpfte den Ball in der zwölften Minute in die Arme von Torwart Justin Heekeren - das war‘s. Heekeren, der durch die Verpflichtung des vereinslosen Loris Karius besonders im Fokus stand, wurde nicht gefordert. Karius war mit nach Braunschweig gefahren, stand aber nicht im Kader. Sportlich war das weit von den Zeiten entfernt, die Karius in Liverpool erlebt hatte.
Braunschweig: Johansson - Ivanov (81. Jaeckel), Bicakcic, Nikolaou - Rittmüller (58. Marie), Köhler (71. Gomez), Tempelmann, Di Michele Sanchez - F. Kaufmann, Philippe (80. Krauße) - Szabó (71. Ehlers).
Schalke: Heekeren - Bulut, Schallenberg, M. Kaminski, Murkin (90.+5 Donkor) - Seguin, Grüger - Aydin (83. Hamache), Karaman, Antwi-Adjei (65. Mohr) - Sylla.
Tore: Fehlanzeige.
Gelbe Karten: Ivanov, Köhler, Kaufmann, Marie / Antwi-Adjei, Kaminski, Seguin, Schallenberg.
Rote Karte: Nikolaou (67., Notbremse).
Schiedsrichter: Florian Lechner (Neuburg).
Trotz einer Halbzeit ohne Ecken, Großchancen und Highlights jeglicher Art begannen die Königsblauen nach dem Wechsel munterer und offensiver. Sie erarbeiteten sich nicht nur ein optisches Übergewicht, sondern auch Torchancen. In der 53. Minute schoss Taylan Bulut aus guter Position im Strafraum daneben, vier Minuten später scheiterte Aydin an Torwart Marko Johansson. In der 67. Minute gelang dem kurz zuvor eingewechselten Tobias Mohr ein Zauberpass in den Lauf von Moussa Sylla, der vom Braunschweiger Jannis Nikolaou per Notbremse gestoppt wurde.
Schiedsrichter Lechner zeigte zurecht Rot, den fälligen Freistoß schlenzte Seguin über das Tor. Schalke, inzwischen mit 60 Prozent Ballbesitz, blieben 20 Minuten in Überzahl, um aus dem unbefriedigenden 0:0 einen Arbeitssieg zu machen.
Und die Schalker zogen ein Powerplay auf, griffen immer wieder über die linke Seite an. Das Führungs- und Siegtor lag in der Luft. In der 75. Minute köpfte Sylla nach einer Flanke von Murkin knapp daneben, drei Minuten später scheiterte Murkin an Johansson, in der 79. Minute wurde Karaman im letzten Moment am Torschuss gestört. Von den Braunschweigern? Kam nichts mehr, sie zählten die Sekunden bis zum Abpfiff. Allein ein Torschuss von der Mittellinie von Rayan Philippe (80., drüber) sorgte für ein Raunen der 22.389 Zuschauer.
Den Schalkern rannte aber die Zeit davon. Einmal noch hatten sie in der Schlussphase den Siegtreffer auf dem Kopf. Nach einer Flanke von Ilyes Hamache stand Sylla ganz frei, doch der Ball flog neben das Braunschweiger Tor. Es blieb beim 0:0.